Album

Ein Zeugnis des Glaubens in Wien

Es erfüllt mich mit Freude, diesem schönen Album, einer echten „Visitenkarte“ der Rumänischen Orthodoxie in der Hauptstadt Österreichs, einige segnende Worte voranzustellen. Das Kreuz des Şerban Cantacuzino am Tivoli, die Kapelle in der Löwelstraße und die neue Kirche in der Simmeringer Hauptstraße sind drei Wiener Zeugnisse des Glaubens und der Liebe der Rumänen zu ihrer Kirche und ihrer Volksgemeinschaft aber auch zum österreichischen Volk. Denn obwohl die Soldaten Cantacuzinos 1683 während der Belagerung Wiens auf Seiten der Türken kämpfen mussten, unterstützten sie dennoch ihre christlichen Glaubensbrüder in Wien. Hiezu sagt Pfarrer Prof. Nicolae Dura und Frau Mag. Irina Dura-Niţu, die Autoren des Albums: „Ihre Gebete (der Soldaten und des Herrschers Şerban n. n.) und der weise Rat, wie sie die belagerten Christen am besten unterstützen konnten, erfolgten diskret, im Geheimen, als ein Flüstern im Schatten des schützenden Kreuzes, denn sie konnten nicht laut ausgesprochen werden, wie es der große Prediger des kaiserlichen Hofes im Herzen der in einigen Kilometern Entfernung befindlichen Festung tat”.

Dieselbe Liebe zum österreichischen Volk und seine Werte erwiesen auch die Nachfolger der Soldaten von 1683, die zu Studienzwecken nach Wien reisten oder sich später hier niederließen. Gott sieht es mit Wohlgefallen und auch als selbstverständlich an, dass jene, die das Leben in einem anderen Land als dem ihnen angestammten gewählt haben, sich in dem Land, das sie aufgenommen hat, integrieren und harmonisch mit all seinen Bewohnern zusammenleben, ohne ihre eigene ethnische oder glaubensgemeinschaftliche Identität zu verneinen oder zu ignorieren. In Anbetracht des Umstandes, dass Millionen Rumänen heute in der Diaspora (verstreut) leben, ist es nunmehr die Kirche, die den Gläubigen hilft, ihre Identität nicht als eine monolithische, ghettobildende sondern als eine zu den geistigen und kulturellen Werten des aufnehmenden Volkes hin offene zu wahren und zu pflegen.

Dies wird mit viel Hingabe von unserer Pfarrgemeinde in Wien unter der Leitung ihrer drei Diener, den ehrwürdigen Priestern Dr. Nicolae Dura, Mag. Emanuel Nuţu und Dr. Ioan Moga, gelebt.

Es ist vor allem Bischofsvikar Pfarrer Prof. Nicolae Dura, der seit 23 Jahren der rumänischen Kirche in Wien vorsteht, der in die Geschichte der hiesigen rumänischen Gemeinschaft als Stifter der Kirche in der Simmeringer Hauptstraße eingehen wird. Gott gab Pfarrer Nicolae den Wagemut, die Beherztheit, einen über 100 Jahre alten Wunsch der Wiener Rumänen, eine eigene Kirche zu bauen, wieder aufzunehmen. Und dies in einer Zeit, als sich die Pfarrgemeinschaft in einer finanziellen Notsituation befand. Doch der Glaube des Pfarrers und all jener, die ihn von Anfang an begleiteten, überwand die Berge von Schwierigkeiten aller Art und die neu errichtete Kirche ist nun ein Zeugnis ihrer Verdienste. Ebenso wurde die Kapelle in der Löwelstraße erneuert und neu eingesegnet. Und da die Zahl der Rumänen in Wien in den letzten Jahren stark angestiegen ist, erhielten wir durch den Willen Gottes und das Wohlwollen des Katholischen Erzbistums eine zweite rumänische Kirche in Wien, die Sankt Anton Kirche in der Pouthongasse, die von unserer Kirchengemeinde angekauft wurde. Jedoch erwiesen sich auch diese zwei Kirchen als ungenügend für die große Zahl von Gläubigen und daher planen wir nun eine dritte rumänische Kirche in Wien im neu errichteten Teil des Praters, zu deren Erbauung wir ein angemessenes Grundstück vom Bezirksamt für den 2. Bezirk Wiens erhalten haben. Wir freuen uns, dass unsere Gemeindemitglieder die Erfüllung dieser heiligen Wünsche von ganzem Herzen unterstützen.

Für all dies sollten wir immer zu Gott danken und preisen.

Gottes Segen sei über all jene „die den Schmuck seines Hauses lieben” und sich selbst bemühen lebendige, von jeder Unreinheit freie und mit den Tugenden des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe geschmückte Kirchen zu werden.

† Metropolit Serafim
Wien, im Juni 2015

Zum Geleit

Wer in die Kirche eintritt und sich von der Erhabenheit des Ortes, der Bilder, der Worte und des gesamten Ambientes im wahrsten Sinn des Wortes entrücken lässt, der wird dessen gewahr, was unser lieber Mitbruder, Bischofsvikar Nicolae Dura und Mag. Irina Dura-Niţu, mit diesem Buch ausdrücken möchten: Kirche als ein für alle offenstehendes Tor, das uns einlädt, einzutreten und Gott näherzukommen. Dieses Tor verbindet Erde und Himmel, es ist zugleich diesseitiger Himmel und himmlisches Diesseits. Dazu tragen nicht nur das Wort und die Diener Gottes bei, sondern es wird auch durch Licht, Farbe und Bilder ein himmlisches Umfeld gestaltet. Wer sich davon berühren lässt und die Liturgie oder auch nur den frommen Besuch in diesem Sinn erlebt, der kann nachvollziehen, warum immer die besten Künstler aller Zeiten Kirchenräumen ein solches würdiges Aussehen verliehen haben, und damit auch unsere Sinne von dieser Entrückung angesprochen sind.

Die rumänischen Kirchen- und Klostermalereien sind ein solches beeindruckendes Beispiel, wie durch Szenen und Persönlichkeiten der Bibel und heilige Väter sowie Bekenner des Wortes Gottes ein Vorraum zur himmlischen Schönheit geschaffen wird. Szenen der Bibel, Vorbilder in Wort und Tat, Mahner des Verlustes unserer christlichen Werte treten in unser Blickfeld und bringen uns durch dieses Werk mit unserem Leben in eine stille Zusammenschau. Auch dies ist ein Aspekt der heiligen Bilder, die uns Gott in unserem Leben näherbringen. Ein solches ikonographisches Kleinod hat die rumänisch-orthodoxe Kirche in Simmering 2010 zu einem Abschluss gebracht, und damit nicht nur für ihre Gemeinde ein beeindruckendes Gotteshaus errichtet, sondern sie lädt auch über die Orthodoxie hinaus alle Christen ein, ihre Tore zu öffnen und den Weg zu einem Bildprogramm der ökumenischen Einheit und Gemeinsamkeit zu beschreiten. Denn das ist ein besonderes Merkmal der Simmeringer Kirche, dass sich orthodoxe und abendländische Väter und Heilige in der Wandmalerei begegnen, uns Wienern vertraute Heilige Leopold ebenso wie Papst Silvester und Gregor oder der große Kirchenvater Ambrosios, Erzdiakon Laurentius u.a.

Diese Kirche symbolisiert also über den direkten Zugang zu Gott noch eine weitere Perspektive unseres gegenwärtigen Christentums: die ökumenische christliche Einheit in der Vielheit der Konfessionen und liturgischen Praktiken. Es sind dies nicht nur bildhafte Werte, sondern die rumänisch-orthodoxe Gemeinde praktiziert in der Diaspora, in einem kulturellen und religiösen neuen Umfeld die Ökumene auch in einem steten Dialog mit den religiösen Gemeinden und Konfessionen ihrer neuen Heimat. Durch das Öffnen der eigenen Tore öffnet sie sich auch für andere; in der Liebe zu Gott werden Grenzen überwunden, und es bleibt die Vielfalt einer bindenden Einheit und ein gemeinsames Band.

Eine Vielzahl herausragender rumänischer Künstler haben zur Vollendung dieses Werkes beigetragen. Es ist das Werk von Arch. Dipl. Ing. Mihaela Ionescu, Arch. Dipl. Ing. Georg Baldass, Vasile Lefter,  Mag. Ioan und Dipl. Ing. Iulia Buliga, Gheorghiţă Vornicu und anderen. Mit dem vorliegenden Kirchenführer der nun vollendeten Simmeringer Kirche von Nicolae Dura und Irina Dura-Niţu wird neben einer kurzen Einleitung zur Geschichte der rumänisch-orthodoxen Gemeinde in Wien dieses Prachtstück der Orthodoxie ausführlich erklärt und das meditationsanregende Bildprogramm detailliert erläutert. Danke wir Gott für dieses schöne Werk!

† Christoph Kardinal Schönborn
Erzbischof von Wien